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Nichtsuizidale Selbstverletzung bei Jugendlichen unter Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen und familiären Faktoren

Nonsuicidal self-injury in adolescents considering personality traits and family factors

  • Das wissenschaftliche Interesse an nichtsuizidalen Selbstverletzungen (NSSV) von Jugendlichen hat in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich zugenommen. Hohe Prävalenz- und Komorbiditätsraten sowie die geringe Lebensqualität und das erhöhte Suizidrisiko betroffener Jugendlicher betonen die Wichtigkeit dieses Forschungszweiges. Die vorliegende Dissertation widmet sich intra- und interpersonellen Faktoren, die sich als relevant für die Entstehung und Aufrechterhaltung von NSSV erwiesen haben. Ziel der Studie 1 war die Untersuchung der Persönlichkeitsmerkmale von Jugendlichen mit NSSV ohne Borderline-Persönlichkeitsstörung (NSSV-BPS) in Abgrenzung zu Jugendlichen mit NSSV und einer BPS (NSSV+BPS), einer klinischen Kontrollgruppe (KKG) und einer gesunden Kontrollgruppe (GKG). Jugendliche mit NSSV erzielten im Vergleich zur KKG höhere Werte auf den Persönlichkeitsdimensionen Neugierverhalten und Schadensvermeidung und niedrigere Werte auf den Dimensionen Beharrungsvermögen, Selbstlenkungsfähigkeit und Kooperativität. Für Jugendliche mit NSSV+BPS zeigte sich ein ähnliches Persönlichkeitsmus-ter, welches jedoch deutlich ausgeprägter war. NSSV von Jugendlichen beeinflussen das gesamte Familiensystem und gehen häufig mit Konflikten und einer veränderten Familiendynamik einher. Eltern von betroffenen Jugendlichen berichten von einer hohen Belastung, Unsicherheit und Hilflosigkeit. Jugendliche mit NSSV nehmen im Vergleich zu Jugendlichen ohne NSSV mehr Kritik und Kontrolle und weniger Unterstützung von Seiten der Eltern wahr. In Studie 2 wurde das Erziehungsverhalten in Familien von Jugendlichen mit NSSV untersucht und mit einer KKG und GKG verglichen. Im Vergleich zur GKG berichteten Jugendliche mit NSSV weniger mütterliche Wärme und Unterstützung. Mütter von Jugendlichen mit NSSV erzielten im Vergleich zu Müttern in der GKG höhere Psychopathologiewerte und berichteten weniger Elternzufriedenheit als Mütter der KKG und GKG. Auch Geschwisterkinder leiden unter der veränderten Familiendynamik. Ziel der Studie 3 war die Untersuchung der Geschwisterbeziehung von Jugendlichen mit NSSV im Vergleich zu einer KKG und GKG. Geschwister von Jugendlichen mit NSSV berichteten von einer Viel-zahl von negativen emotionalen und familiären Konsequenzen bedingt durch die NSSV der Schwester. Im Vergleich zu Geschwistern in der KKG und GKG berichteten sie häufiger von Nötigung/Zwang in der Geschwisterbeziehung. Jugendliche mit NSSV gaben im Vergleich zur GKG höhere Rivalitätswerte und weniger Empathie und Wärme in der Geschwisterbeziehung an. Sowohl für Jugendliche mit NSSV als auch deren Geschwister zeigten sich Zusammenhänge zwischen der geschwisterlichen Beziehungsqualität und internalisierenden Symptomen. Zur genaueren Untersuchung des familiären Klimas, wurde in Studie 4 das Ausmaß an Expressed Emotion (EE) von Jugendlichen mit NSSV, Jugendlichen einer KKG, einer GKG und deren Müttern erfasst und verglichen. Bisherige Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen einem hohen Maß an EE (HEE) der Eltern und NSSV der Jugendlichen. Insbesondere elterliche Kritik scheint mit NSSV assoziiert zu sein. Der Fokus bisheriger Studien lag auf dem EE-Status der Eltern, was womöglich ein unvollständiges Bild darstellt. Aus diesem Grund wurden in dieser Studie auch die EE-Ausprägungen der Jugendlichen miteinbezogen. Jugendliche in der NSSV Gruppe und KKG erfüllten im Vergleich zur GKG häufiger die Kriterien für HEE. Jugendliche mit NSSV äußerten gegenüber ihren Müttern mehr verdeckte Kritik und kritischen Tonfall als Jugendliche der KKG und GKG. HEE der Jugendlichen ging mit Emotionsregulationsschwierigkeiten einher. Für die Gesamtstichprobe zeigte sich eine moderate Übereinstimmung zwischen den HEE-Ausprägungen der Jugendlichen und Mütter. Die Ergebnisse dieser Arbeit beinhalten wichtige Implikationen für die Behandlung von Jugendlichen mit NSSV. Die Unterschiede in den Persönlichkeitsmerkmalen von Jugendlichen mit NSSV mit und ohne BPS betonen die Relevanz der dimensionalen Persönlichkeitsdiagnostik sowie gezielter Behandlungsprogramme für Jugendliche mit NSSV-BPS. Familiäre Konflikte sind häufige Trigger für NSSV, daher sollten Interventionen für Jugendliche mit NSSV sowohl die Verbesserung der Emotionsregulation als auch der familiären Kommunikation und Interaktion zum Ziel haben. Nebst der Reduktion negativer Beziehungsaspekte, sollte in der Psychotherapie auch an der Steigerung positiver Beziehungsqualitäten gearbeitet werden. Die emotionale Belastung von Familienangehörigen weist auf die Notwendigkeit von Unterstützungsangeboten für Eltern und Geschwister hin.
  • The scientific interest in nonsuicidal self-injury (NSSI) has increased in the last two decades. High prevalence and comorbidity rates, low quality of life and increased risk of suicidality highlight the importance of this research field. The present thesis focuses on intra- and interpersonal factors associated with the development and maintenance of NSSI. The aim of study 1 was the examination of personality traits of adolescents with NSSI without Borderline Personality Disorder (NSSI-BPD), adolescents with NSSI and BPD (NSSI+BPD), clinical controls (CC) and nonclinical controls (NC). Results showed that adolescents with NSSI disorder scored significantly higher on novelty seeking and harm avoidance and lower on persistence, self-directedness, and cooperativeness than CC. In adolescents with NSSI+BPD this personality pattern was even more pronounced than in adolescents with NSSI-BPD. Adolescents´ NSSI leads to distress that affects the whole family system, often resulting in conflicts and disrupted family communication and functioning. Parents report feelings of distress, insecurity and helplessness. Adolescents with NSSI report more parental criticism and control and less support than adolescents without NSSI. Study 2 investigated the parenting behavior in families of adolescents with NSSI. Adolescents with NSSI reported less maternal warmth and support than NC adolescents. Mothers of adolescents with NSSI showed higher psychopathology scores than NC mothers and less parental satisfaction than CC and NC mothers. Siblings are also reported to suffer from changes in family dynamics. The aim of study 3 was to examine the sibling relationship quality of adolescents with NSSI, CC and NC. Siblings reported a wide range of negative emotional and familial consequences as a result of their sister´s NSSI. Siblings of adolescents with NSSI experienced significantly more coercion in the relationship with their sister compared to CC and NC siblings. Adolescents with NSSI reported significantly less warmth and empathy in the sibling relationship and higher rivalry scores between their siblings and themselves than NC adolescents. For both, adolescents with NSSI and their siblings, associations were found between sibling relationship quality and internalizing problems. Study 4 aimed to further explore the family emotional climate. Therefore, the level of expressed emotion (EE) was assessed in adolescents with NSSI, CC, NC and their mothers. Parental high EE (HEE) is linked to adolescent NSSI, especially parental criticism seems to be strongly associated with NSSI. Previous research into NSSI and EE has focused on parental EE, however, the conceptualization of EE as a unidirectional construct from parent to child may present an incomplete picture. Therefore, the current study included both, adolescent and maternal EE. Adolescents in the NSSI and CC group more often met criteria for HEE than NC. Adolescents with NSSI exhibited significantly more covert criticism and critical tone toward their mothers than CC and NC. HEE of adolescents with NSSI was associated with a range of difficulties in emotion regulation. For the total sample, moderate concordance was found between adolescents and mothers EE-status. The research presented in this thesis has important clinical implications. The differences in personality traits of adolescents with NSSI with and without BPD underline the need for a dimensional personality assessment as well as specific treatment programs for adolescents with NSSI-BPD. Problems within the family are frequent triggers for NSSI. Therefore, interventions for adolescents with NSSI should include both, the improvement of emotion regulation and family interaction and communication. Along with the reduction of negative relationship aspects, psychotherapy should also focus on the enhancement of positive relationship quality. The emotional burden of family members stresses the need for emotional and practical support for parents and siblings.

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Metadaten
Verfasserangaben:Taru Tschan
URN:urn:nbn:de:kola-20967
Betreuer:Tina In-Albon, Julia Glombiewski
Dokumentart:Dissertation
Sprache:Deutsch
Datum der Fertigstellung:13.09.2020
Datum der Veröffentlichung:23.09.2020
Veröffentlichende Institution:Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, Universitätsbibliothek
Titel verleihende Institution:Universität Koblenz-Landau, Campus Landau, Fachbereich 8
Datum der Abschlussprüfung:18.08.2020
Datum der Freischaltung:23.09.2020
Freies Schlagwort / Tag:NSSV
GND-Schlagwort:Familie; Persönlichkeit
Seitenzahl:142 Seiten
Institute:Fachbereich 8
DDC-Klassifikation:1 Philosophie und Psychologie / 10 Philosophie
BKL-Klassifikation:77 Psychologie
Lizenz (Deutsch):License LogoEs gilt das deutsche Urheberrecht: § 53 UrhG