Wirkfaktoren von Achtsamkeit: Wirkt Achtsamkeit durch Verringerung der affektiven Reaktivität?
(2009)
Die vorliegende Forschungsarbeit untersucht mögliche Wirkfaktoren von Achtsamkeit. Wirkfaktoren sind dabei die Prozesse, die die Effekte von Achtsamkeit auf Wohlbefinden und Gesundheit vermitteln. Bisherige Studien des Forschungsfelds haben sich auf den Nachweis der Wirksamkeit (vgl. Baer, 2003; Grossman, Niemann, Schmidt & Walach, 2004) sowie die Entwicklung von psychometrischen Achtsamkeitstests konzentriert (z.B. Brown & Ryan, 2003; Walach et al., 2006). Die Frage nach den Wirkfaktoren von Achtsamkeit ist demgegenüber bisher weitgehend unbeantwortet. Erst seit kurzem widmen sich Forschungsarbeiten dieser Frage (Arch & Craske, 2006; Shapiro, Carlson, Astin & Friedman, 2006; Zeidler, 2007). Kenntnis der Wirkfaktoren von Achtsamkeit ist der Schlüssel zum Verständnis des Phänomens sowie zur Verbesserung von Interventionen. Aus diesem Grund ist die Erforschung der Wirkfaktoren von Achtsamkeit die nächste zentrale Aufgabe des Forschungsfelds. Basierend auf einer Analyse des theoretischen Fundaments des Konstrukts " insbesondere der buddhistischen Psychologie " wird in dieser Arbeit "Verringerung von affektiver Reaktivität" als Wirkfaktor angenommen (Kalupahana, 1992; Davids, 2002; De Silva, 2005). Affektive Reaktivität bezeichnet die Tendenz, auf affektive Reize (z.B. unangenehme Bilder) mit affektiven Reaktionen (z.B. negativen Gefühlen) zu antworten. Das entsprechende Mediatormodell (Prädiktor: Achtsamkeit; Mediator: affektive Reaktivität; Kriterium: habituelles Wohlbefinden) wird in drei Studien empirisch untersucht. Studie I (N=247) fokussiert auf eine behaviorale Operationalisierung von affektiver Reaktivität anhand von expliziten (z.B. Bewertung aversiver Bilder) und impliziten (z.B. Emotional Stroop) Maßen. Studie II (N=221) erfasst alle Variablen des Modells mit Fragebögen. Beide Studien sind korrelativ und querschnittlich aufgebaut. Studie III (N=189) induziert experimentell State-Achtsamkeit und prüft die Effekte auf die Bewertung aversiver Bilder. Insgesamt bestätigen die Studien das vorgeschlagene Modell teilweise. Dabei finden sich soÂwohl für Fragebogen als auch für behaviorale Erfassung hypothesenkonforme Ergebnisse. AlÂlerdings sind die Effekte für fragebogenbasierte Operationalisierungen stärker als für behaviorale Erfassung von affektiver Reaktivität. Das Design der Studien begrenzt die interne Validität, so dass die Ergebnisse als erste Hinweise zu verstehen sind. Zukünftige Studien sollten sich weiter auf diesen Wirkfaktor aber auch auf weitere mögliche Wirkfaktoren konzentrieren. Zur Erhöhung der internen Validität sind längsschnittliche Designs, experimentelle Designs und alternative OperationalisierÂungen vonnöten.
Immersion into narrative worlds - theoretical and empirical approaches to audience experience
(2015)
Die vorliegende Dissertation widmet sich dem Phänomen des Erlebens der Rezeption von audiovisuellen narrativen unterhaltenden Medieninhalten. Dieses wird zunächst in die Rezeptions- und Wirkungsforschung eingeordnet und für das weitere Vorgehen konkretisiert: Transportation und Narrative Engagement stellen aktuell die beiden wichtigsten Konzepte der Medienpsychologie bezüglich der Nutzung und Wirkung von Geschichten dar.
Anschließend werden drei Fragestellungen bearbeitet. Bisher standen Forscher und Forscherinnen vor dem Problem der Manipulation des Rezeptionserlebens. Daher wurden in der vorliegenden Arbeit zwei Verfahren vorgeschlagen und in vier experimentellen Studien geprüft. Der Einsatz von Rezensionen erwies sich als geeignet, um bei allen narrativen unterhaltenden Texten das Rezeptionserleben ökonomisch zu manipulieren. Weiterhin gibt es bislang kein etabliertes Verfahren zur rezeptionsbegleitenden Messung des Rezeptionserlebens.
In dieser Arbeit wurde ein Verfahren aus einer Kombination von Real Time Response Measurement (RTR), Secondary Task Reaction Times (STRT) und der Erhebung der Lidschlagfrequenz entwickelt. Vor allem RTR war in der Lage, die im Zusammenhang mit dem Rezeptionserleben auftretenden emotionalen Prozesse zu erfassen. Die Befürchtung, die rezeptionsbegleitenden Messmethoden könnten das Rezeptionserleben verhindern, wurde in einer weiteren experimentellen Studie größtenteils entkräftet. Zuletzt wurde der Prozess des Zusammenfassens des Rezeptionserlebens in ein postrezeptives Urteil thematisiert. Nach der Entwicklung eines Rahmenmodells der Beantwortung postrezeptiver Skalen wurde in einer weiteren Studie die Bedeutung verschiedener Verlaufsparameter für das postrezeptive Urteil untersucht. Vier ausgesuchte Parameter zusammen können das postrezeptive Urteil besser erklären als der Verlaufs-Mittelwert. Die Arbeit schließt mit einer Diskussion, in der unter anderem die dynamische und die postrezeptive Messung des Rezeptionserlebens aufeinanderrnbezogen werden und hinsichtlich ihrer Bedeutung kritische Würdigung erfahren.