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Immer häufiger kommt es zum Einsatz von Servicepersonal in Krankenhäusern und anderen pflegerischen Einrichtungen um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu kompensieren. Die vorliegende Arbeit zeigt eine Kompatibilität von Tätigkeiten von Servicepersonal und Professionstheorien der Pflege, sowie einen Lernbedarf für Servicepersonal im Setting der stationären Pflege im Krankenhaus.
Pflegeexperten sind der Meinung, dass ein Einsatz von Servicepersonal, das in der Lage ist, durch definierte Tätigkeiten und Anforderungen Pflegepersonal zu unterstützen, notwendig ist. Zur Entwicklung von Handlungskompetenz für ausgewählte Tätigkeiten bietet ein situatives, tätigkeitsbezogenes Anforderungsprofil, gegliedert nach dem Kompetenzmodell in persönliche, soziale, methodische und fachliche Kompetenz, eine Grundlage für eine Bildungsmaßnahme für Servicepersonal.
Die Erkenntnisse dieser Arbeit tragen einen Teil dazu bei, den gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen der Pflege gewachsen zu sein.
Risiko-Träger Controlling: Identifizierung und Bewältigungsoptionen im Kontext dialogischer Führung
(2016)
Innerhalb des organisationalen Führungsgeschehens nimmt das institutionalisierte Controlling eine Reihe von Aufgaben und Funktionen ein. Unter anderem sollen dessen Akteure die risiko- bzw. zielorientierte Steuerung der Organisation absichern. Die Frage nach Risiken im Controlling wird dabei nicht erkennbar gestellt. Diesen blinden Fleck greift die Forschungsarbeit auf und verfolgt das Ziel, das Controlling als Bestandteil des organisationalen Führungsgeschehens als Risiko-Träger zu identifizieren und Bewältigungsoptionen im Kontext der dialogischen Führung aufzuzeigen.
Die Umbruchphase in der beruflichen Erstausbildung - unter besonderer Berücksichtigung der Berufsschulen - zeigt Wirkung auf schulische, didaktische und pädagogische Konzeptionen. Die kaum noch überschaubaren technologischen, ingenieur- und naturwissenschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben die Inhalte einer gewerblich-technischen Ausbildung, aber auch die zunehmenden Anforderungen an die fachliche, methodische, emotionale und persönliche Kompetenz radikal verändert und werden sich weiterhin verändern. Wenn auch die Berufausbildung durch die Entwicklung neuer Berufsbilder und angepasster Lehrpläne versucht darauf zu reagieren, geht es in erster Linie doch um ein neues Lernverständnis. Vorbei sind die Zeiten, in denen das einmal erworbene berufliche Können lebenslang vorhält. Vor-dringlicher denn je fordert der rasante technologische Veränderungsprozess eine lebenslange Lernkompetenz. Mittlerweile reicht in den meisten Fällen die Bereitschaft allein nicht mehr aus, sich aus eigenem Antrieb neue Kompetenzen während der beruflichen Tätigkeit anzueignen, die Lerner müssen auch dazu befähigt sein. Unverkennbar zeigt sich in der Berufsschule als Folge davon eine deutliche Hinwendung zu offenen Lernformen. Daraus lässt sich schließen, dass bisherige Konzepte den Erwerb von anspruchsvollen Handlungs- und Lernkompetenzen nicht erfüllen können. Es stellt sich die Frage, inwieweit der Projektunterricht als Unterrichtskonzept in der Lage ist, neben der Vermittlung der erforderlichen neuen Handlungskompetenzen, auch die Bereitschaft der Lernenden zu wecken, eigenverantwortlich und selbstständig lebensbegleitend zu lernen und sich weiter zu qualifizieren. Sich auf Projektunterricht einzulassen, kann durchaus als Wagnis nicht nur hinsichtlich des Verlaufes als auch des Ergebnisses gesehen werden. Eine treffende Umschreibung bieten DE BIE/LOUWERSE (1977, 211): "Es kann nicht genug betont werden, daß Projektunterricht größere Anstrengungen, mehr Einsatz, mehr Disziplin und eine größere Frustrationstoleranz erfordert als der traditionelle Unterricht. Im Projektunterricht gibt es kein festes System und keinen Dozenten, der die Vorbereitung und die Durchführung übernimmt, und man kann daher auch nicht die Mängel auf sie projizieren oder Frustrationen auf sie abwälzen. Projektunterricht stellt größere Anforderungen als der traditionelle Unterricht; deshalb erfordert er auch "reifere" Teilnehmer - sowohl was die Studenten wie die Dozenten betrifft. - Mit der Aufarbeitung des Projektunterrichts in einer gewerblichen Berufsschule in Form einer Fallstudie greift der Autor ein zentrales betriebs- und berufspädagogisches Thema auf. Er gliedert seine Fallstudie in sechs Kapitel. Nach der allgemeinen Betrachtung des Lernens richtet sich sein Fokus im ersten Abschnitt auf die Anforderungen in der heutigen Zeit und vor allem auf das in der Berufsschule gemäß Lehrplan geforderte Konzept der Handlungskompetenz. Die beiden folgenden Kapitel beschäftigen sich mit dem Projektunterricht. In Teil zwei werden zunächst die Grundlagen herausgearbeitet und über den historischen Rückblick auf die Inhalts- und Berührungspunkte dieser Lernart hingewiesen. Die Problematik angesichts der zahlreichen Projektautoren mit ihren unterschiedlichen Standpunkten wird bei der Begriffsklärung nur zu deutlich. Darauf aufbauend erfolgt in Kapitel drei die Beleuchtung des Projektunterrichts als didaktisches Modell. FLECHSIGS Konzeption didaktischer Modelle zeigt auf, dass der Projektunterricht wesentlich zur individuellen Förderung der Persönlichkeit beiträgt und beispielhaft eine Fülle von Lernmöglichkeiten für Schüler und Lehrer bietet. Teil vier beinhaltet das Konzept der Fallstudie zum "projektorientierten Unterricht". Projekt "Lampe" ist als Beitrag zur Verbesserung der Unterrichtsqualität im Rahmen der Schulentwicklung an der Berufsschule zu verstehen. Der Verfasser verfolgt mit dem Projekt "Lampe" zweierlei: Zum einen sollen die bisher vereinzelt gemachten Erfahrungen mit selbstständigen Lernprozessen gebündelt und in eine komplexe Aufgabe transferiert werden, andererseits erstrebt er, den Anforderungen an den klassischen Projektunterricht so nah wie möglich zu kommen. Die Untersuchung wird geleitet von folgender Hauptthese: "Volljährige Schüler, die in einer eigenen Lehrwerkstatt mit hauptberuflichen Ausbildern ihren Beruf erlernen, den Abschluss der "Mittleren Reife" mitbringen, überdurchschnittliche Leistungen im Rahmen der Ausbildung nachweisen können, stehen offenen Lehr- und Lernformen (in diesem Fall dem Projektlernen) positiv gegenüber." Der Autor erhob die für die empirische Auswertung maßgeblichen Informationen in Teil fünf über ein von jedem Schüler anonym am Ende jeder Projektwoche auszufüllendes Meinungsbarometer. Gegenstand der Auswertung war die gesamte Population. Die Fallstudie weist folgende Vorgehensweise auf: Die zentralen Fragestellungen mündeten in das Meinungsbarometer. Die darin enthaltenen Fragebogenkategorien wurden mit der Faktorenanalyse auf ihre Zusammensetzung hin überprüft und aufgrund des Ergebnisses für die Auswertung neu gruppiert. Über die Korrelationsprüfung der Fragebogenkomponenten traten die Zusammenhänge zwischen dem Fragebogen und den in den zentralen Fragestellungen genannten Items hervor. rnAbschließend erfolgte die Untersuchung der korrelierenden Variablen unter Einbezug der Schulbildung mit der Varianzanalyse und die Bewertung der Hauptthese. Die umfangreichen Daten der Ergebnisse erhalten trotz der hohen Informationsdichte durch die Darstellung in Tabellen, Polygonzügen und Histogrammen ein hohes Maß an Anschaulichkeit. Teil sechs bietet einen Ausblick auf die zukünftige Gestaltung des Projekts "Lampe".
While the 1960s and 1970s still knew permanent education (Council of Europe), recurrent education (OECD) and lifelong education (UNESCO), over the past 20 years, lifelong learning has become the single emblem for reforms in (pre-) primary, higher and adult education systems and international debates on education. Both highly industrialized and less industrialized countries embrace the concept as a response to the most diverse economic, social and demographic challenges - in many cases motivated by international organizations (IOs).
Yet, literature on the nature of this influence, the diffusion of the concept among IOs and their understanding of it is scant and usually focuses on a small set of actors. Based on longitudinal data and a large set of education documents, the work identifies rapid diffusion of the concept across a heterogeneous, expansive and dynamic international field of 88 IOs in the period 1990-2013, which is difficult to explain with functionalist accounts.
Based on the premises of world polity theory, this paper argues that what diffuses resembles less the bundle of systemic reforms usually associated with the concept in the literature and more a surprisingly detailed model of a new actor " the lifelong learner.
In dieser Dissertation werden Theorien von Vertretern der Dialog-Philosophie diskutiert. Auf diesem Weg soll eine theoretische Grundlage geschaffen werden, mit der unternehmerisches Führungshandeln reflektiert werden kann. Als Ergebnis wird angestrebt, einen Ansatz für die Entwicklung einer dialogischen Führungskultur zu entwerfen.
Im empirischen Teil soll untersucht werden, welche subjektiven Annahmen, bezogen auf eine dialogische Führungskultur, Führungskräfte im Pflegedienst des stationären Gesundheitswesens ihrem Führungshandeln zugrunde legen. Zudem soll der Frage nachgegangen werden, wie die subjektiven Annahmen für eine zukünftige dialogorientierte Führungskultur und Führungskräfteentwicklung berücksichtigt und genutzt werden könnten.
Es soll die Frage erörtert werden, inwieweit die Dialog-Philosophie theoretische Konzepte zur Beschreibung einer Führungskultur beinhaltet. Betrachtet wird hierbei im Besonderen der denkerische Ansatz Martin Bubers.
Aus dieser theoretischen Grundlage soll der Versuch unternommen werden, Grundzüge einer dialogischen Führungskultur zu entwickeln, die geeignet erscheint, ein didaktisches Konzept für die Entwicklung von Führungskräften im Pflegedienst zu begründen.
Der demografische Wandel zwingt Unternehmen im sozialen Bereich, die noch mehr Schwierigkeiten haben als andere Firmen, qualifizierte Kräfte zu rekrutieren und zu binden, sich mit der Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit auseinanderzusetzen.
Diese Forschungsarbeit untersucht die Zusammenhänge zwischen dialogischem Management in der Beziehung zwischen der direkten Führungskraft und ihren Mitarbeitern zu der Mitarbeiterzufriedenheit. Dabei wurden die Persönlichkeitspräferenzen der Führungskraft und des Mitarbeiters in der Wahrnehmung des Mitarbeiters gemessen. Als Persönlichkeitspräferenzen wurden unterschieden: harmoniesuchende Beziehungs-Präferenz versus dominanter Autonomie-Präferenz zu erlebnishungrige Stimulanz-Präferenz versus kontrollierender Balance-Präferenz nach Riemann 1999 und Paschen/Dihsmaier 2011.
Für die empirische Forschung wurde bei den Samariteranstalten Fürstenwalde/Spree eine Fragebogenumfrage mit 364 Teilnehmern von 560 Mitarbeitern durchgeführt. In dieser Forschungsarbeit wurden signifikante Zusammenhänge zwischen der Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrer Führungskraft und deren dialogischen Kompetenzen, sowie der Kompetenz, Vertrauen zu erzeugen und Wertschätzung zu verbreiten, festgestellt. Es wurden außerdem Unterschiede zwischen der Mitarbeiterzufriedenheit und den wahrgenommenen psychologischen Präferenzen der Mitarbeiter und den vom Mitarbeiter wahrgenommenen Präferenzen der Führungskräfte festgestellt. Hierbei konnte festgestellt werden, dass beziehungsorientierte Führungskräfte eine deutlich höhere Dialogbereitschaft mitbringen als autonomieorientierte Führungskräfte. In dieser Konstellation lag die Zufriedenheit der Mitarbeiter bei diesen Führungskräften deutlich höher als bei den autonomieorientiert wahrgenommenen Führungskräften.Ferner wurde bei den stimulanz- und beziehungsorientierten Mitarbeitern ein höherer Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit und dem dialogischem Verhalten der Führungskraft festgestellt als bei den Mitarbeitern mit einer Autonomie- oder Balance-Präferenz.
Die höchsten Zufriedenheitswerte konnten bei beziehungsorientierten Mitarbeitern festgestellt werden, die ihre Führungskräfte ebenfalls als beziehungsorientiert einschätzen. Für die Einführung eines dialogischen Managements in Unternehmen bedeutet dies, dass zunächst das Fundament eines dialogischen Denkens und Handelns bei Führungskräften und Mitarbeitern bereitet werden muss, das sich auf Vertrauen und Wertschätzung stützt. In diesem Zusammenhang sollten die beziehungsorientierten Ansätze von Führungskräften bei Einstellungsverfahren beachtet werden und bei der Personalentwicklung einen höheren Stellenwert bekommen.
Studien zeigen einen hohen Anteil an gut ausgebildeten Frauen, auch weisen Untersuchungen über die Führungskompetenz mehr führungsstarke Frauen (jede 12.) als Männer (jeder 17.) auf. Diese Ergebnisse spiegeln sich jedoch nicht in der nur geringen Anzahl von Frauen in höheren Führungspositionen wieder, mit der Folge, dass diese Ressource damit ungenutzt bleibt. Wenn Mitarbeitende aber als bedeutsam für den Unternehmenserfolg angesehen werden, dann sollten ein optimaler Einsatz und eine bestmögliche Entwicklung selbstverständlich sein. Dieser Aspekt findet sich auch in der Politik zur Gleichbehandlung der Geschlechter wieder. Organisationen vernachlässigen Potential, wenn sie Frauen, die gut ausgebildet sind, nicht die Möglichkeiten geben, beruflich aufzusteigen. Gerade in der Sozialen Arbeit ist der Anteil der Frauen sehr hoch, dennoch kehrt sich diese Verhältnismäßigkeit, vor allem bei den höheren Führungspositionen wie Vorstände, Geschäftsführungen, Aufsichtsgremien, um. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation werden förderliche und hemmende Faktoren im Erreichen einer Leitungsposition von Frauen analysiert. Der besondere Fokus ist dabei auf die obere Führungsebene in Organisationen der Sozialen Arbeit gerichtet, im Besonderen auf die Freie Wohlfahrtspflege. Ziel ist darüber hinaus die Darstellung von Handlungsimplikationen zur Förderung weiblicher Karrieren in der Sozialen Arbeit, als Beitrag zur besseren Nutzung weiblichen Know-Hows. Die Arbeit berücksichtigt dabei sowohl die Sicht von Frauen in Führungspositionen, als auch die Sicht von Personalentscheiderinnen und -entscheidern und leistet einen Beitrag dazu, wie Frauen in Verbänden und Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege der Zugang zu Führungspositionen ermöglicht werden kann. Die hieraus resultierenden Leitfragen sind: Welche biografischen und institutionellen Faktoren fördern und hemmen den Aufstieg weiblicher Führungskräfte in die obere Führungsebene? Welche Faktoren zeigen sich aus Sicht der Frauen, welche aus Sicht der Personalentscheiderinnen und -entscheider? Welche Lösungswege ergeben sich zur Anhebung des Frauenanteils in der oberen Führungsebene? In der theoretischen Ausarbeitung werden zunächst im Rahmen des ersten Themenkomplexes Frauen und Führung bspw. geschlechtsspezifische Aspekte von Führungsverhalten besprochen, Bezug nehmende Ergebnisse der Führungsforschung sowie der Frauen- und Geschlechterforschung aufgezeigt und berufliche Situationen und Karrieren von Frauen dargestellt. Einfluss- und Erfolgsfaktoren weiblicher Karrieren, mögliche Aufstiegsbarrieren (biografisch konstruiert, gesellschaftlich sozialisiert, organisationsstrukturell) und Strategien zur Realisierung von Chancengleichheit im Aufstieg werden beschrieben. Der erste Themenkomplex endet mit der analytischen Betrachtung des Nutzens dieser Chancengleichheit. Der zweite Themenkomplex geht konkret auf den Bereich Soziale Arbeit ein, beleuchtet den Begriff Frauenberuf, die berufliche Situation von Frauen in der Sozialen Arbeit, die Freie Wohlfahrtspflege, das hier vorherrschende Verständnis von Führung und geht im Abschluss auf Frauen in Führungspositionen in der Sozialen Arbeit ein. Neben Faktoren, die Frauen möglicherweise einen Führungsaufstieg erschweren, werden auch Möglichkeiten von Organisationen bei der Unterstützung von Karrieren der Frauen beleuchtet. Die Untersuchung legt ihren Schwerpunkt auf die Organisationen der Sozialen Arbeit und die Führungspositionen des oberen Managements. Im sich anschließenden empirischen Teil erfolgt daher die Darstellung des Forschungsprojekts und des Forschungssettings, der Forschungsergebnisse, als auch der daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen.
Die Studie befasst sich mit der Bildungsaspiration, der Wertevermittlung und -tradierung iranischstämmiger Familien in Deutschland. Ziel ist es, zu ermitteln, worauf die familiäre Bildungsaspiration zurückzuführen ist. Im Fokus der Fallstudie stehen drei Familien, die nach der Islamischen Revolution von 1979 aus ihrem Herkunftsland nach Deutschland immigriert sind. Es handelt sich um eine zweigenerationenperspektivische Befragung innerhalb einer Familie. Dies bedeutet, dass innerhalb einer Familie Einzelinterviews mit jeweils einer Person aus der Eltern- und Kindergeneration durchgeführt wurden. So werden gemeinsam erlebte Situationen, wie z.B. Flucht oder Teilhabe am deutschen Bildungssystem, oder Begriffe, wie z.B. Bildung oder Bildungserfolg, aus der jeweiligen Perspektive geschildert bzw. definiert. Darüber hinaus geben die Befragten Auskünfte über die Großelterngeneration, sodass das gesamte Datenmaterial Angaben über drei Generationen umfasst. Dieser qualitativen Exploration geht eine bundesweite Befragung voraus an der 70 Personen iranischer Herkunft teilnahmen. Weiterhin zeichnet sich die Arbeit durch einen ressourcenorientierten Forschungsansatz aus. Die erhobenen Daten geben Antwort auf die zentralen Fragen:
Auf welche Ursachen lässt sich Bildungsaspiration von immigrierten, iranischstämmigen Familien in Deutschland zurückführen?
Welche Rolle spielen die Sprachen des Herkunfts- und Einwanderungslandes in der Wertetradierung? In der Studie werden die individuellen Bildungsgeschichten der Befragten in den wissenschaftlichen Diskurs zur Bildungsaspiration, Bildungs-, Migrations- und Mehrsprachigkeitsforschung eingefügt. Hierbei wird ein interdisziplinäres und somit multiperspektivisches Theoriekonstrukt zugrunde gelegt, welches sich durch einen geschichts-, länder- und generationsübergreifenden Forschungsansatz auszeichnet. Ein zentrales Ergebnis ist, dass ein Verständnis für geschichtliche Entwicklungen im Herkunftsland erforderlich ist, um das Bildungsverhalten im iranischstämmigen Familienkontext nachzuvollziehen. Erst durch Kontextualisierung von individuellen und gesellschaftlichen Dimensionen kann nachvollzogen werden, warum im Falle dieser Minderheitengruppe geringes ökonomisches Kapital, das infolge von beruflichen Brüchen der Eltern nach ihrer Flucht im Einwanderungsland entstanden ist, keine negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des kulturellen Kapitals der Folgegenerationen hat. Folglich zeigt die Studie, dass im Falle der interviewten Familien gängige Erklärungsmodelle, wie die Korrelation vom geringem ökonomischen Kapital und geringem kulturellen Kapital, nicht zutreffen. Vielmehr wird kulturelles Kapital von Generation zu Generation tradiert. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist das erarbeitete Dreiebenen-Modell. Es umfasst geschichtlich-gesellschaftliche, politische sowie familiäre Entwicklungen und Einstellungen auf der Mikro-, Meso- und Makroebene. Damit ist eine Grundlage geschaffen, um das Tradierungsverhalten anderer Zuwanderungsgruppen zu erklären.