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Erscheinungsjahr
- 2008 (1) (entfernen)
Schlagworte
- Prosoziales Verhalten (1) (entfernen)
Institut
- Fachbereich 8 (1) (entfernen)
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Erforschung von Einstellungen und prosozialem Verhalten zwischen Arbeitsgruppen aus Sicht der Theorie der sozialen Identität und der Kontakthypothese. Dem Rekategorisierungsmodell von Gaertner und Dovidio (2000) folgend wird angenommen, dass "optimale" Kontaktbedingungen (Allport, 1954) eine gemeinsame organisationale Identität anregen. Diese gemeinsame Identität sollte verschiedene Arbeitsgruppen dazu motivieren, zusammenzuarbeiten und freiwilliges Arbeitsverhalten zu zeigen anstelle von Voreingenommenheiten. Vorhersagen des Rekategorisierungsmodells werden zusätzlich durch Annahmen aus dem Eigengruppen-Projektionsmodell (Mummendey & Wenzel, 1999) und dem Selbstkategorisierungsmodell der Gruppennormen (Terry & Hogg, 1996) ergänzt. Die abgeleiteten Hypothesen werden an einer Stichprobe von N1 = 281 MitarbeiterInnen aus N2 = 49 Abteilungen und den entsprechenden AbteilungsleiterInnen eines deutschen Versandhandelsunternehmens überprüft (Studie 1). Die Ergebnisse zeigen, dass Kontaktbedingungen auf Gruppen- und Personenebene weniger Voreingenommenheit zwischen Arbeitsgruppen, sowie mehr prosoziales Verhalten (d. h. Kooperation und Hilfeverhalten) vorhersagen. Die Repräsentation als gemeinsame Gruppe vermittelt diesen Zusammenhang für die Variablen Bewertung der Fremdgruppe und Kooperation. Dagegen wird der Zusammenhang zwischen gemeinsamer organisationaler Identität und Voreingenommenheit durch die relative Prototypikalität der Abteilung moderiert, wie es das Eigengruppen-Projektionsmodell vorhersagt. Der Effekt einer prosozialen Gruppennorm auf Hilfeverhalten wird durch die Identifikation mit der Arbeitsgruppe moderiert. In einer Längsschnittstudie mit insgesamt N = 57 Mitgliedern studentischer Projektgruppen wird der Befund repliziert, dass Kontakt unter "optimalen" Bedingungen zu mehr prosozialem Verhalten und weniger Voreingenommenheit zwischen organisationalen Gruppen führt. Der Mediationseffekt durch eine gemeinsame Gruppenidentität zeigt sich jedoch in Studie 2 nicht. Die Ergebnisse der ersten Studie lassen vermuten, dass interpersonales Hilfeverhalten besser durch Prädiktoren auf der gleichen Kategorisierungsebene (d. h. Personenebene) vorhergesagt werden kann (vgl. Haslam, 2004). Daher wird die zusätzliche Annahme getroffen, dass Kontakt in einem Kontext, welcher persönliche Identitäten salient macht (d. h. zu Dekategorisierung führt), interpersonales Verhalten besser vorhersagen kann. Dagegen sollte Kontakt in einem Kontext, welcher Gruppenidentitäten salient macht (d. h. zu Kategorisierung führt), intergruppales Verhalten besser vorhersagen können (vgl. Tajfel, 1978). Zusätzliche Daten aus Studie 1 belegen diesen kontextspezifischen Effekt von Kontakt auf interpersonales bzw. intergruppales prosoziales Verhalten. Im letzten Schritt wird das längsschnittliche Kontaktmodell von Pettigrew (1998) untersucht, welches Kontakt in Kontexten, die zu Dekategorisierung, Kategorisierung bzw. Rekategorisierung führen, in einer zeitlichen Abfolge miteinander verbindet. Erste Befunde aus Studie 2 zeigen, dass eine Abfolge der Kategorisierungsprozesse beginnend bei Dekategorisierung über Kategorisierung hin zu Rekategorisierung eine besonders effektive Möglichkeit zur Verbesserung der Kooperation zwischen Gruppen bieten könnte. Zum Abschluss wird ein Kontextspezifisches Kontaktmodell vorgeschlagen, das Befunde aus den beiden vorgestellten Studien integriert und zu weiterer Forschung an prosozialem Verhalten zwischen Arbeitsgruppen anregen soll. Mögliche Mediatoren und Moderatoren werden neben einer Reihe von Implikationen für die Forschung und Praxis diskutiert.