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Die Effekte kognitiv-behavioraler Interventionen bei Patienten mit multiplen somatoformen Symptomen liegen lediglich in einem mittleren Bereich und damit deutlich unter den in der Psychotherapiewirkungsforschung angegebenen Effektstärken. Bislang ist es jedoch nicht gelungen, eindeutig replizierbare, patientenseitige Prädiktoren, die für den Erfolg oder Misserfolg einer kognitiv-behavioralen, ambulanten Therapie bei somatoformen Beschwerden verantwortlich sein können, zu finden. In einem längsschnittlichen Untersuchungsdesign wurde an 78 Patienten (mit mindestens zwei somatoformen Körperbeschwerden), die an einer ambulanten Gruppenintervention teilgenommen haben, die Bedeutung von Symptomintensität und -anzahl, soziodemographischen Variablen, komorbiden psychischen Störungen sowie krankheits- und therapiebezogenen Einstellungen und Verhaltensweisen für die Prädiktion des kurzfristigen Therapieerfolgs untersucht. In bivariaten Analysen zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang der zu Beginn der Behandlung erfassten Symptomanzahl, Ängstlichkeit, dysfunktionalen Kognitionen und der Inanspruchnahme medizinischer Ressourcen mit dem Therapieerfolg. Alter, Geschlecht, Bildungsniveau sowie das Vorliegen einer komorbiden Angststörung oder einer depressiven Edpisode waren nicht mit dem Therapieoutcome assoziiert. In multiplen Regressionsanalysen konnten die signifikanten Zusammenhänge jedoch nur für die Symptomanzahl und mit Einschränkungen für die Ängstlichkeit bestätigt werden. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund des empirischen Forschungsstandes hinsichtlich ihrer praktischen Bedeutung für die differenzielle Therapieindikation diskutiert.
In einem randomisierten Kontrollgruppen-Design wurde die Wirksamkeit zweier ambulanter psychologischer Tinnitus-Therapien (12-wöchige psychologische Tinnitus-Therapie (PTT) sowie 4-wöchige psychologische Kurzzeit-Tinnitus-Therapie (KPTT)) miteinander verglichen. Die Überprüfung der Wirksamkeit erfolgte mittels folgender Parameter: Tinnitusbelastung, subjektive Lautheit, Dauer der Tinnituswahrnehmung, Tinnitusbelästigung, Copingfähigkeit, Stimmung, Depressivität, Schlaf und Kontrollüberzeugung. An der Studie nahmen 90 Patienten mit chronischem Tinnitus teil, die zufällig der PTT, der KPTT oder einer Wartekontrollgruppe (WKG) zugeteilt wurden. Die Datenerhebung erfolgte zu drei Messzeitpunkten: vor Therapiebeginn, nach Therapieende sowie 6 Monate nach Therapieende. Beide Interventionen führen zur signifikanten Reduktion der Tinnitusbelastung, der subjektiv wahrgenommenen Lautheit, der Dauer der Tinnituswahrnehmung und der Tinnitusbelästigung. Weiterhin führen beide Therapien zum Erlernen und zur Anwendung von effektiven Copingstrategien und damit auch zur Erhöhung der Kontrollüberzeugung. Alle berichteten Verbesserungen bleiben auch 6 Monate nach dem Therapieende stabil. Nachdem in der WKG nach 4 und nach 12 Wochen keine signifikanten Veränderungen beobachtet werden konnten, sind die Veränderungen in den Therapiegruppen in den o.g. Variablen als Therapieeffekte zu sehen. Keine der beiden Interventionen führt zu einer signifikanten Veränderung des Schlafes und der Stimmung. Als einziger signifikanter Prädiktor des Therapieerfolgs hat sich die Tinnitusdauer herausgestellt. Während die PTT unabhängig von der Tinnitusdauer zu einer Reduktion der Tinnitusbelastung führt, ist die KPTT umso wirksamer, je kürzer die Tinnitusdauer ist. Das Vorhandensein einer komorbiden psychischen Störung, die Ausgangsbelastung sowie die Veränderungsbereitschaft beeinflussen die Therapiewirksamkeit nicht. Da sich diese beiden ambulanten psychologischen Tinnitus-Therapien nicht in ihrer Wirksamkeit und in ihren langfristigen Auswirkungen voneinander unterscheiden, kann resümiert werden, dass beide gut für eine ambulante psychologische Behandlung von Patienten mit chronischem Tinnitus geeignet sind. Die kürzere KPTT ist jedoch aufgrund des niedrigeren Zeit- und Kostenaufwandes als effizienter zu bewerten.
Hintergrund und Fragestellung: Auf Grund hoher Prävalenzen und deutlicher einhergehender sozioökonomischer Folgen stellen multiple somatoforme Symptome ein ernst zu nehmendes Problem dar. Dem steht ein ausgeprägter Mangel an hochwertigen Interventionsstudien gegenüber. Mit der vorliegenden randomisierten kontrollierten Untersuchung zur Effektivität kognitiv-behavioraler Gruppentherapie im ambulanten Kontext sollen Mängel bisheriger Studien berücksichtigt und somit der Forschungsstand verbessert werden. Die Behandlung hat zum Ziel, über die Veränderung kognitiver, behavioraler und sozialer Reaktionsmuster kurz- und langfristig eine Verbesserung der körperlichen und psychischen Symptomatik, des körperlichen und psychischen Funktionsniveaus sowie krankheitsbezogener Denk- und Verhaltensmuster zu bewirken. Methode: 135 Patientinnen und Patienten nahmen an der randomisierten Kontrollgruppenstudie teil. Die manualisierten Interventionen umfassten acht 90-minütige Termine, die wöchentlich stattfanden. Verglichen wurden die Effekte einer Wartekontrollgruppe (WG), einer kognitiv-behavioralen Gruppenintervention (KBT) und einer Entspannungsgruppe (PMR). Ergebnis: Die kognitiv-behaviorale Behandlung führte im Vergleich zur Wartegruppe zu einer signifikanten Verbesserung der somatoformen Beschwerden (SOMS-7). Im Vergleich der Veränderung der subjektiven psychischen Gesundheit (SF12) in KBT und WG war die KBT tendenziell überlegen. Der differenzielle Vergleich zwischen KBT und PMR führte auf keiner der Outcome-Variablen zu einem signifikanten Ergebnis. Diskussion: Die untersuchte ambulante kognitiv-behaviorale Gruppenbehandlung hat positive Effekt auf die Körperbeschwerden bei Patientinnen und Patienten mit multiplen somatoformen Symptomen. Um Effektstärken zu erhöhen und differenzielle Unterschiede im Vergleich zur PMR zu ermöglichen wird in zukünftigen Untersuchungen u.a. eine Intensivierung der Behandlung diskutiert.